Votum „Nachhaltig Investieren“

Votum „Nachhaltig Investieren“
21. Oktober 2020 Simon Vogel

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Herr Präsident, Geschätzte Anwesende

Wir haben es bereits zu genüge gehört. Der Schweizer Finanzplatz ist mit seinen Investitionen weit weg von der Einhaltung des Klimaabkommens. Er verursacht ein Vielfaches der Emissionen, welche im Inland entstehen. In der Schweiz werden 25% des grenzüberschreitenden Privatvermögens verwaltet. Da sitzen im Vergleich zur Bevölkerung, wenige Männer und Frauen an sehr grossen Hebeln und sind bis jetzt noch nicht bereit ihre Verantwortung für unsere Zukunft wirklich wahrzunehmen.

Ich danke dem Regierungsrat für die Beantwortung der Interpellation, welche zu Beginn auch überzeugend klingt. Ich hätte mir jedoch eine differenziertere Betrachtung der Sachverhalte gewünscht.

So investiert zum Beispiel die Axpo sehr wohl in erneuerbare Energien, hält jedoch auch noch grössere Beteiligungen an fossilen Kraftwerken und ist im Gasgeschäft tätig. 2019 verkaufte sie etwa gleich viel Strom aus konventionell-thermischen Kraftenwerken, wie aus der Wasserkraft (Quelle: Axpo Geschäftsbericht 2018/2019). Die EKT ist hier in der Verantwortung als Aktionärin Druck auf die AXPO zu machen und für eine echte und schnelle Energiewende einzustehen.

Oder wenn die Formulierung lautet: „Die Pensionskasse investiert einen Drittel ihres Vermögens nachhaltig“, könnte es genau so gut heissen „Zwei Drittel des Vermögens werden nicht nachhaltig investiert“. Ich möchte hier den laufenden Wandel bei der Pensionskasse nicht absprechen, jedoch ist auch noch ein weiter Weg zu gehen. Betrachten wir das ESG-Rating des MSCI ACWI Index, welcher versucht die ganze Welt in einem Index abzubilden, so sind bereits 30% dieses Portfolios als Nachhaltig im Sinne von AA oder AAA Rating klassifiziert (Quelle: https://www.msci.com/index-profile/index-metrics/msci-acwi/892400). Ein Drittel nachhaltige Investitionen ist also bestenfalls Durchschnitt und wird erreicht ohne dass man sich beim investieren konkrete Nachhaltigkeitsgedanken macht. Das A-Rating der pk.tg bezeugt dies auch. Sie ist nicht mehr in dreckige Investitionen verwickelt als der Durchschnitt aber auch noch weit weg von einer wirklichen Leaderposition. Blicken wir über die Grenze nach Zürich sehen wir zum Beispiel eine Pensionskasse, welche konsequent Unternehmen ausschliesst, welche mehr als 5% Umsatz mit Kohle machen.


Übrigens: gemäss einer GFS Umfrage würde gerne eine grosse Mehrheit der Schweizer Bevölkerung Nachhaltigkeitskriterien für Pensionskassen gesetzlich verankern (Quelle: https://www.die-pensionskasse.ch/news-item/studie-von-gfs-zuerich-pensionskassen-versicherte-verlangen-nachhaltige-anlagestrategien/). Viele wären dafür sogar bereit auf einen Teil der Rendite zu verzichten.

Und hier das Beste zum Schluss: Diverse Untersuchungen halten fest, dass nachhaltige Investitionen gleichviel oder mehr Rendite abwerfen. Der MSCI Socially Responsible Investment Index erwies sich bisher auch stabiler in der Coronakrise.

Schlussendlich wird es einen Mix brauchen: Divestment aus Firmen welche nur von fossilen Energien leben, Impact Investing in Firmen die wirklich einen nachhaltigen Nutzen bringen und das Ausüben der Aktionärsrechte um Druck auf die restlichen Unternehmen zu machen.

Wichtig ist, dass wir heute Beginnen und an Tempo zulegen! Die Klimakrise ist da und jede Investition, die heute in fossile Energien fliesst, ist eine Investition gegen die kommenden Generationen. Auch der Thurgau und seine Anstalten haben hier noch einen Weg zu gehen und eine Verantwortung, welche wahrgenommen werden muss.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, geschätzter Regierungsrat. Schaffen wir mehr Transparenz und Mitbestimmung, schauen genau hin und sorgen dafür , dass das Geld in die Zukunft investiert wird und nicht in die Vergangenheit.

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